Fremdgehen ja, aber bitte mit Respekt!

Bitte mit Respekt Fremdgehen!

Den Partner betrügen – das tun immer nur die anderen. Offiziell. Weiß man doch aus den Medien. Hat nicht neulich diese Sophia Thomalla ihren Till…?

Und du? Kommt im engsten Freundeskreis das Gespräch auf den gepflegten Seitensprung, will keiner etwas zugeben. Ich? Nicht die Bohne!

Kein Wunder. Die Wände haben immer Ohren und wer weiß, ob nicht der dickste Kumpel in einer schwachen Stunde unter dem Einfluss von reichlich Bier die frohe Kunde vom fremdgehenden Freund verbreitet. Auf dass die sich durch den ganzen Freundeskreis frisst und schließlich dort ankommt, wo sie für die maximale seelische Verwüstung sorgt. Zu Hause.

Umfragen und Erhebungen zum Thema gibt es zuhauf. Wenn die alle stimmen, dann gute Nacht, möchte man denken. Gibt es noch irgendwo ein Paar unter 40, das sich treu ist? Aber wie immer, sind solche Zahlen schwer zu prüfen und ihre Glaubwürdigkeit versickert irgendwo zwischen Bildzeitung und RTL. Ist auch nicht so wichtig. Was zählt, ist die eigenen Statistik. Wie oft hast du schon betrogen, lieber Leser?

Keine Sorge, wir sind ja kein Beichtstuhl. Ganz im Gegenteil. Hier ist das Internet. Weitgehend anonym. Und gnadenlos praktisch.

Inzwischen gibt es eine ganze Reihe sogenannter Seitensprungportale für das unkomplizierte Fremdgeh-Vergnügen. Ein paar Klicks und man landet schnell und diskret bei einem Sexpartner mit ähnlichen Bedürfnissen. Technisch gesehen also völlig unproblematisch.

Aber wie ist das in der Seele? In diesem weiten Land, wie der österreichische Schriftsteller Arthur Schnitzel unsere innere Welt benannte – im gleichnamigen Theaterstück, in dem ein reicher Glühbirnenfabrikant und seine Frau sich gegenseitig betrügen, dass die Schwarte kracht.

Bei Schnitzler und bei vielen anderen Künstlern, die sich dem Thema Fremdgehen zuwandten, landet man letztendlich immer in der Beletage der menschlichen Existenz. Bei der Moral. Aber was ist das? Und was hat die Moral mit mir als Fremdgeher zu tun?

Eigentlich alles.

In Zeiten der digitalen Anbandelung ist der Seitensprung ein nahezu risikofreies Unterfangen. Keiner muss mehr ruhelos von Lokal zu Lokal ziehen. Auf seiner Suche nach einer paarungswilligen Zielperson. Immer in Gefahr, von einem zufällig Anwesenden, den man gut kennt, beim intimen Zungenkuss erwischt zu werden. Diskret fremdgehen ist inzwischen einfacher, als Schwarzfahren in der U-Bahn.

Aber dort kann man sich mit reuevollem Blick und ein paar Geldscheinen easy aus der Affäre ziehen. Versucht das mal zu Hause, wenn euer Partner tränenüberströmt und wütend vor euch steht.

Ich sage, auf die innere Einstellung kommt es an. Sie ist das Ticket zum unbelasteten Seitensprung. Macht euch frei vom schlechten Gewissen.

Jahaa, guter Henry – aber wie soll das gehen?

Ganz einfach. Akzeptiert den Ruf eurer Triebe. Und haltet euch vor Augen, dass kein Beziehungsgift tödlicher wirkt, als das der schleichenden Ödnis. Wenn euch dieses Gefühl bedroht, dann schreitet zum Seitensprung. Diskret und mit guten Gefühlen.

Ich habe euch weiter vorne von diesen Umfragen erzählt, die man nicht glauben muss. Aber eines haben die meisten Ehebungen gemeinsam: Ein Großteil aller befragten Fremdgeher gibt an, immer noch in ihren Partner verliebt zu sein. Wenn das so oft auftaucht, muss wohl was dran sein. Ist Fremdgehen vielleicht sogar der Schlüssel zur stabilen Beziehung?

Nein, das will ich nicht behaupten. Fremdgehen ist Vertrauenssache. Punkt. Und sollte nicht wahllos praktiziert werden. Etwa, weil gerade keine Fußballsaison ist. Wer fremdgeht, übernimmt Verantwortung. Für seine Beziehung, für den Partner und sich selbst.

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